Donnerstag, 26. Mai 2011,

15 Kilometer
von Ormoy
nach La-Basse-Vaivre
(44 Einwohner)

Etappe #4

Nach der Katzenwäsche für die Menschen im üblichen Sanitärwürfel,

Frühstück, na klar, Granulé für DEVISE.

Und, war’s die geschäftsmäßige Art von Magali, das zwar reichliche Menue des Vorabends (dennoch oder deshalb? mit dem Charme eines Fertiggerichts), die am Nachbartisch (mit Schweizern?) vermeintlich getroffene Vereinbarung wg. Uhrzeit und Frühstück ... Jedenfalls haben wir keins geordert, stehen aber dennoch, nach einem erneut gesunden Spaziergang am Morgen, treu d..f vor der „Bar de l’Embuscade“, die "Schweizer" haben ja schließlich ... Als es nach einer halben Stunde – keine "Schweizer", die Haustür offen, das Radio dudelt – immer noch kein sonstiges Lebenszeichen gibt, heißt es: Rückzug.

Im Bäckerladen erstehen wir zwei Hühnereier, zwei Midi-Baguettes und Marmelade in Ergänzung unseres Kühlschrankinhalts in Form von Butter und Käse. Zurück auf dem Camping-Platz kommt die Bordküche des Roulotte erst- und letztmalig zum Einsatz. Die Gaskocherflamme flattert fröhlich blubbernd im Wind und ein beträchtlicher Teil des Methans findet sich nach einer halben Stunde in Form einer dicken Schicht Kohlenstoff am Kochtopfboden wieder, der dazu gehörige Rest als Wasserdampf im Himmel über Ormoy. In eben dieser guinnessverdächtigen Zeit hat der verschwindende Rest des Gases, dem es gelungen ist, sich in Wärme zu verwandeln, Kaffeewasser und Eier im Topf „gar“ gemacht.

Aber, so what?, da die heutige Tour die bisher kürzeste sein und einiges dafür sprach, dass sie nicht ganz so heiß werden würde, genießen wir das Frühstück am Canal de l’Est in aller senioren-, zwei Menschen und einer Comtois-Dame gerechten Ruhe.

Am 10.40 Uhr geht es los und DEVISE beweist erneut ihre Intelligenz, indem sie noch in Ormoy von zwei ausgeschilderten Wegvarianten hinab zum Canal de l‘Est die weniger energieaufwendige wählt. Von dort geht es dann aber unausweichlich, beständig und schweißtreibend bergauf. Wir legen entsprechend Ruhepausen für sie ein.

Erstmals und wie bestellt, regnet ist. Es kühlt sehr angenehm ab. Nach den bisherigen Erfahrungen meiden wir die Rastplätze am Kanal wg. stechenden und saugenden Getiers und haben auch keine Probleme mit DEVISE auf der nach Paris führenden, stark befahrenen Hauptstraße D 417.

Wir genießen – offenbar mit ihr! -  die erneut beschleunigte Fahrt durch den Wald (nein, absolut keine Rastplätze für DEVISE!) und nutzen die erste von ihr akzeptierte Möglichkeit zur ausgiebigen Rast, direkt hinter dem Wald, kurz vor Demangevelle, neben einer stillgelegten Baumwollspinnerei.

Nach einem erneuten, doch einigermaßen kühlen Regenschauer werden leicht unerlaubter Weise zwei Picknick-Decken aus dem Repertoire des Wagens zu Abschwitz-Decken für eine dampfende DEVISE.

Das Angebot, unter dem aufgeklappten Küchendach des Wagens vor dem Schauer in Deckung zu gehen, lehnt sie entschieden ab und fast zwei Stunden später geht es dann ausgeruht bei angenehmeren Temperaturen und im Trockenen weiter.

Eine alte, schwarz gekleidete Frau, die links neben der Straße gebückt im Garten arbeitet, veranlasst DEVISE, den üblichen Kurs über der Mittelmarkierung zu verlassen und einen großen Bogen, fast in den rechten Graben zu machen. Archaische Teile ihres Verhaltensprogramms signalisieren ihr wohl, wie schon vorher dunkle, große Baumstümpfe, das könnte ein gefährlicher Jaguar sein!

Aus dem Tal geht es über die Canalbrücke einen kurzen aber heftigen Anstieg hinauf zum Straßendorf Là Basse-Vaivre. Noch einmal zeigt DEVISE ihre unbändige Kraft und ihren Leistungswillen. Wir fahren hinter das Haus von Raymonde und Claude Rauber, auf eine große Wiese. Hier hat Claude mit dem Bau eines Pavillons für Kinder und zum Feiern begonnen.

Er erzählt über seinen 50-Einwohner-Ort, der zwar eine Mairie, ein Rathaus, aber keine Schule mehr hat. Ein staatlich finanzierter Taxidienst bringt die schulpflichtigen Kinder zweimal täglich zur Schule und wieder zurück. Claude und wohl vor allem seine Frau Raymonde versorgen zu ihren eigenen Kindern noch ein paar weitere in Pflege.

Wir bringen DEVISE auf eine tolle, große Weide, die beste unserer Tour, eingegrenzt durch Steinmauern, Gebüsch und hohe, alte Schattenbäume und mit einem Brunnen, aus dem die Tränke mit Hilfe eines Eimers am Strick befüllt wird.

Kontakt mit DEVISE auf einer so großen Fläche? Kein Problem, Granulé im gelben Eimer erzeugt den Zauberklang, der DEVISE stets im Eiltempo zu uns lockt.

Das leckere Menü besteht aus einer
- Gemüsesuppe mit Milch und/oder Crème frèche (Sauerrahm) legiert
- Schweinebraten mit Bohnen und pommes frites mit Ratatouille
- Käse, Dessert und Kaffee

Claude erzählt, dass seine Vorfahren wohl Mitte des 19. Jahrhunderts aus Österreich eingewandert sind. Als Bäcker hatten sie hier gut zu tun, die große Zahl von Arbeitern in diversen Industriefabrikationen zu versorgen. Der ursprüngliche Name Räuber wurde dann zu Rauber, so ähnlich gesprochen wie „Robäär“ oder „Robee“, also ganz und gar französisch.

Ein Rundgang durchs Dorf beschließt den Tag.
Zu Claudes Pferden

und zu "La Patouillette Fontaine du XVII", ursprünglich als Kneipp-Quelle zum Baden der Bürger-Füße gebaut, später als Viehtränke und nun umgewidmet zu einer nachts angestrahlten Sehens(merk)würdigkeit.


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