KYRA
Die zärtlichste Kampfhündin
vom Saalbachhof
ist tot

Breitscheid, im März 2017


"Hüte Dich vor den Iden des März!"... Schon vor mehr als zweitausend Jahren konnte diese Warnung nicht einmal einen mächtigen römischen Herrscher vor dem Tod retten. Ich fürchte, auch Dich, KYRA, hätte sie "in den Iden des März 2017" nicht vor einem schlimmen Ereignis für Deinen Rücken bewahren können; Ein uns allen unbekanntes Geschehen, das Dir nicht kurierbares, letztlich unzumutbares Leiden zufügte. Nur ein gnädiger Tod konnte dem abhelfen. Deine Menschen, Jutta, Werner und Dr. Graulich haben diese schwere Pflicht wahrgenommen, Dich in ihrer Verantwortung dorthin gehen zu lassen, wo es – wie wir kleinen Menschen hoffen – keine Schmerzen mehr gibt.

Auch und gerade weil es sich über mehrere Tage hinzog, mit beständigem Auf und Ab, Hoffnung und schlimmsten Befürchtungen, fühlte sich dann die Endgültigkeit der Entscheidung doch umso wuchtiger an. Aber, wie so vieles hatte auch die tiefe Trauer um die treue Saalbach-Hofhündin KYRA für uns eine zweite, tröstende Seite. Nach langer Zeit lenkte sie unsere Gedanken einmal wieder auf eine Gruppe namens "Colosseum" und ihr Musikstück mit dem (überraschenden?) Titel:

::COLOSSEUM – "Beware The Ides Of March"::

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Als Gäste des Saalbachhofs durften wir Dich, KYRA, nun seit fast sechs Jahren erleben und Teil Deines erweiterten Rudels sein. Nachdem Du schon in prekärer Vorgeschichte, vor Deiner Zeit bei Jutta und Werner, Mutter gewesen bist, hast Du Dir, entweder seit dem, oder als einen sensationellen Grundwesenszug, eine geradezu stoische Friedfertigkeit bewahrt. Keine noch so nervige, naiv-aggressive (Klein-)Kinder-Provokation konnte Dich auch nur ein einziges Mal aus der Reserve locken, selber aggressiv zu werden. Dies, obwohl Dein freundlicher Charakter, in Gestalt Deines wehrhaften Gebisses, besonders aber Deiner beständig wedelnden, beeindruckend wuchtigen Rute, durchaus bedrohliche, waffenfähige Aspekte hatte. So warst Du, in der Nachfolge von Pascha, dem Ghandi unter den Kaukasen, die absolut Kinderfest-taugliche Kampfhündin am Saalbachhof.

Keiner wusste genau zu sagen, wie alt Du bist. Dennoch zeigte sich in den letzten beiden Jahren ein schleichender Wandel Deiner durchweg satt schwarzen, glatten Fellzeichnung. Zu Deinem weißen Brustabzeichen und drei mehr oder weniger weißen Zehen stellten sich zunehmend weiße Stichelhaare im Gesicht ein, die ein hohes, vielleicht sogar Greisen-Alter nicht verbergen wollten. Sie gaben Dir, passend zu Deiner friedlichen Persönlichkeit, einen milden, weisen, manchmal wie in die Ferne gerichteten Ausdruck. Ein Musikstück, das ich(K) mit dem häufig zu beobachtenden Weißerwerden von Pferde- und Hundegesichtern mit zunehmendem Alter verbinde, stammt von "Procol Harum". Hier in einer ganz besonderen Aufnahme mit Orchester, 2006, auf Schloss Ledreborg in Dänemark:

::PROCOL HARUM – "A Whiter Shade Of Pale"::

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Liebe KYRA, was uns schon jetzt fehlt und in Zukunft bei jedem Gedanken an Dich wie ein kleiner Stich durch die Brust wehen wird, ist

- Dein morgendlicher Tanz zur Begrüßung am Hoftor. Du warst Dir nicht zu schade, damit auch die freudige Erwartung eines Wegezolls in Form eines Stückes knochentrockenen Brottrunks offen zu zeigen;

- Dein beeindruckend bedrohliches Verbellen von (nicht durch Dich genehmigten!) Nutzern der Wirtschaftswege um den Saalbachhof. Wir sind uns sicher, Du wusstest stets ganz genau, warum Du es (meistens) nicht und dann (manchmal) doch für ganz besonders angebracht hieltest;

- Dein Mit-Schwung-von-vorn-Einparken zwischen den Menschenbeinen zur Anmahnung einer offenbar hündinnen-göttlichen Rückenmassage;

- Deine Vorliebe, trockenes Pferdebrot oder Schweineohren im Heulager zu vergraben. Klar, als Notration für schlechte Zeiten. Oft aber mit der Folge, dass solche Fundstücke, durch Feuchtigkeit in den ökologischen Stoffkreislauf und damit in diverse Zustände mit überraschend markantem Oudör überführt wurden. Zum ganz besonderen Missfallen von Jutta, wenn sie sogar die, durch Mark und Bein gehende Erkennungsnote einer Wildschwein-Maggi-Suhle locker übertrafen;

- Dein umtriebiges "Helfen" für Elke beim Heu-Netz-Befüllen, wenn Du auf die Heuballen sprangst und übermütig mit, in und unter losem Heu spielend, offenbar Teile Deines Nestbauverhaltens, leicht zweckentfremdet, dafür umso lustbetonter ausgelebt hast;

- Dein Nachweis, eine Kampfhündin vom Feinsten zu sein, wenn Du mit heftig drohendem Knurren Werners Einladung zu einem täuschend echten Angriff auf den Mann folgtest;

Nicht zuletzt, aber doch fast bis zuletzt:

- Dein jugendlicher Überschwang, Deine Bereitschaft, mit vollem Einsatz, weitaus jüngeren Artgenossen über Hof und Wiesen jagend zu zeigen, was eine "zärtliche-Kampfhündinnen-Harke" ist...

...KYRA, Du wirst in unserer Erinnerung weiterleben. Ich(K) verspreche, es nicht mehr zu versäumen, von ALLEN Tieren, die ich kennen lerne, ein paar "gute" Fotos zu machen!

Vielleicht hilft das folgende Lied - wieder von der Band „Colosseum“ - ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es Dir gehen könnte, da, wo Du nun bist.

::COLOSSEUM – "The Road She Walked Before"::

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Mach’s gut, KYRA.
Wir werden uns wiedersehen.

Elke und Karlheinz


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