•••BLÖÖK
11. Februar 2017


• • • Dinge auf den Punkt bringen

Der Respekt vor dem Amt und der amerikanischen Demokratie erfordere den Verzicht auf eine Dämonisierung Donald Trumps. Mit diesem Gedanken erhebt Detlef Esslinger Bedenken gegen das Spiegel-Titelbild, das Trump als großmäuligen IS-Schlächter zeigt, nachdem er die Freiheitsstatue geköpft hat.

Die Karikatur aber bringt die Kritik auf eien wichtigen Punkt: Trump steht, wie der IS, für einen Zivilisationsbruch, für die Befürwortung illegitimer Gewalt, die weltweit die Freiheit bedroht. Diese Gewalt hat garnichts Dämonisches, sie ist zwar hochgefährlich, aber doch nur verbrecherisch.

Auch Vergleiche mit Adolf Hitler sind laut Esslinger fehl am Platz, weil es doch Unterschiede zwischen Deutschland 1933 und den USA 2017 gebe. Jedoch dient ein Vergleich nicht der vollständigen Gleichsetzung - er markiert nur wesentliche Gemeinsameiten: Die beiden Anführer ihres jeweils nationalen Vulgariats schmieden ein "Bündnis von Mob und Elite" (Hannah Arendt), sie haben das Talent, "sehr großen Massen aus der Seele zu grölen" (Peter Slo"terdijk) und zeigen offen ihre Verachtung demokratischer Institutionen. 1933 erfasste die Hitler-Manie nicht nur die pauperisierten (verarmten) und verunsicherten Massen, sondern auch große Teile der geistigen Elite. Die Deutschen wurden nach den Worten Thomas Manns "ein Volk, das die Rohheit und Unbildung anbetet". Die Folgen sind bekannt.

So bleibt nur mit Esslinger zu hoffen, dass der (noch) nicht infizierte Teil der amerikanischen Zivilgesellschaft sich gegen gedankenlose Vulgarität und Primitivität besser zu verteidigen weiß.

Die Kunst, die Dinge auf den Punkt zu bringen, ist dafür unentbehrlich.

Roland Hammerstein, Mannheim
Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung,
Samstag/Sonntag, 11./12. Februar 2017

• • • Donald Trump hat, wie die gesamte Welt nun erfährt, nicht die geringste Ahnung und nicht die kleinste Vorstellung davon, wie US-Amerika "great" geworden ist, wie die US-amerikanische imperialistische Außenpolitik und ihre global vereinnahmende Wirtschaft funktionieren.

Der riesige Reichtum in den USA und ihre in den vergangenen Jahrzehnten ständig wachsende Wirtschaftskraft sind nicht ein Verdienst der amerikanischen Steuerzahler. Steuern zahlen an die US-Finanzbehörden fast alle Weltbürger, sobald sie ihre Windows- oder Applecomputer mit, zum Beispiel, Office Software von Microsoft oder Photoshop von Adobe einschalten, ein iPhone besitzen, jedes Mal, wenn sie Google, Yahoo und Co. öffnen, Tag und Nacht auf Facebook, Instagram und Twitter sind:

So geben sie ihre intimsten Daten preis, mit denen die Silicon-Valley-Fuzzies ihre Milliarden scheffeln und entblößen sich vor den US-amerikanischen IT-Giganten und womöglich auch vor den US-Nachrichtendiensten wie NSA oder CIA. Menschen fast aller Nationalitäten zahlen für Kinokarten der Hollywood-Produktionen Millionensummen. Allein die Werbewirtschaft im deutschen Privatfernsehen käme ohne us-amerikanische Blockbuster zum Erliegen.

Keine andere Macht auf dieser Erdkugel hat die Weltbevölkerung so im Griff wie die us-amerikanische. Wenn es jetzt keinen Trump gäbe, um die Nationen endlich wachzurütteln, würde dieser Würgegriff früher oder später doch kommen. Dann werden wir selbständig werden müssen:

Wir werden die Steuern - anstatt weiter an die US-Finanzbehörde - an unseren eigenen Staat zahlen für den Erhalt und Ausbau unser eigenen Kindergärten und Schulen, für alle Gemeinschaftskosten. Vielleicht könnte es ja auch einmal gelingen, die dreisten Silicon-Valley-Raubritter dazu zu zwingen, in den Ländern, in denen sie ihre Gewinne machen, auch angemessen Steuern zu zahlen?!

Wer um sich herum eine Mauer baut, schließt nicht die anderen aus.
Er schließt nur sich selbst ein.

Wollen wir doch wohl schwer hoffen!
Gell USAsis?!
Gell Brexis?!
Gell all ihr Exis?!
Vorwärts ins Mittelalter!!

Yousef Hakimi, Trier
Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung,
Samstag/Sonntag, 11./12. Februar 2017
Karlheinz

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