•••BLÖÖK
30. Mai 2017


Facebook macht Milliarden mit den kostenlosen Daten und dem Vertrauen seiner Kunden.

Exzerpt des Artikels:
FACEBOOK - Häme, Hass, Angst
VON ANDRIAN KREYE
Süddeutsche Zeitung, 27./28. Mai 2017
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Facebook =
Fatzebook
Google =
Gockel
Twitter =
Zwitscher
Apple =
Äppl
Amazon =
Amazon


Fatzebook ist nicht so schlimm wie Hunger und Krieg. Na toll! Welchen Anteil diese Firma und Konsorten Zwitscher und Gockel am globalen Elend haben, ist aber dringend diskussionswürdig. Der "Erfolg" von Mörderbanden wie der Islamische Staat beruht nämlich entscheidend auf der Technik digitaler Medien. Ohne internetfähige Mäuse-Wisch-Kinos könnte ein pubertär-dementer Armuts-Verächter und Golfplatz-Bauer die Stimmung in US-Asistan und anderswo nicht derartig vergiften.

Schon beim ersten Gehversuch digitaler Medien war alles im Blick, nur nicht Menschenfreundlichkeit. Beim "lustigen" Versuch, mit intimen Daten Anderer Geld zu verdienen, ließ der Fatzebookgründer Studienbuchfotos von Studenten vergleichen und bewerten: "Wer sieht besser aus?", das "Hot-or-Not"-Spiel. Bei der folgenden Gründung von Fatzebook setzten sich seine Anwälte dann aber schon gegen den Kernvorwurf der Urheberrechtsverletzung durch. Heute, dreizehn Jahre und zwei Milliarden kostenlose Datenlieferanten später, ist er Multimilliardär. Nicht zuletzt das Resultat von zehn Jahren brachialer Ingenieurs-Maxime: "Move fast and break things", dem charmanten Fatzebook-Firmen-Motto: "Beweg Dich schnell und mach Sachen kaputt". Mit Hilfe monopolkapitalistischer Deregulierung der Medien- und Onlinewelt ist es gelungen, mit Gockel das Weltwissen, mit Amazon den Konsum und mit Äppl große Bereiche des Alltags und der Popkultur zu monopolisieren.

Dabei ist das Geschäftsmodell sozialer Medien sehr altmodisch: Anzeigen verkaufen. Das taten Fatzebook und Gockel zuletzt so effektiv, dass sie den gesamten Zuwachs der Werbewirtschaft 2016 unter sich aufteilten. Mit dem Vehikel der monopolisierten Daten wird die Werbung zu den Kunden transportiert. Gleichzeitig arbeiten in den digitalen Konzernen Hunderte hervorragend ausgebildeter Ingenieure, die sich mit nichts anderem beschäftigen, als die gesamte Nutzeroberfläche, vor allem von Wischkinos (Händies), so anzulegen, dass ihre Benutzer möglichst viel Zeit im Sinne ihrer Auftragsgeber verbringen.

Schon immer treibende Kräfte aller sozialen Medien haben sich nie sonderlich verändert. Es sind vor allem Häme, Hass, Empörung und Angst. Alle Sozialen Medien gründen ihren "Erfolg" also auf den psychischen und seelischen Schwächen ihrer Nutzer. Tristan Harris, der bis vor einem Jahr bei Gockel auch für die Optimierung der Benutzerführung zuständig war, rät heute mit seiner Organisation "Time Well Spent": "Teilen Sie sich Ihre Zeit ein, sonst tut das Ihr Händy für Sie."

Seit neuestem ist der Gründer von Fatzebook in der Provinz US-Asistans unterwegs. Auf der Suche nach einer "breiteren Perspektive" auf "das Volk", "das Leben" und "seine Arbeit" grinst er dort volksnah in die Kamera. Ein Kapital für digitales Wachstum können sich nämlich alle Konzerne nicht an der Börse beschaffen: Das Vertrauen ihrer Nutzer. Zuckerberg weiß, dieses Kapital kann man ihm jederzeit entziehen.

Und, ob man's glaubt oder nicht, ein lebenswertes Leben ohne Fatzebook ist doch tatsächlich möglich.

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