•••BLÖÖK
27.11.2018


Steve Bannon sieht aus wie ein Überbleibsel von Goebbels. Ein riesiger Hodensack mit Augen.
Ein arischer Supermann, ein Herrenmensch der weißen Rasse? Echt?
Der ist nicht einmal weiß. Der ist irgendwie ... lila.
Mit Klecksen.

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A.L. Kennedy über ihren neuen Roman "Süßer Ernst", über Herrenmenschen, merkwürdige Frisuren gewisser Politiker und mehr ...


Exzerpt eines Interviews
von JULIANE LIEBERT
mit der schottischen Autorin
A.L. KENNEDY

Süddeutsche Zeitung,
27. November 2018


...

SZ:
Frau Kennedy, Ihr neues Buch „Süßer Ernst“ wird als „Liebesgeschichte in einer narzisstischen Welt“ beworben. Finden Sie nicht, der Topos
(Gemeinplatz, Klischee) des Narzissmus wird derzeit ein wenig übermäßig verwendet?

L. Kennedy:
Nun, es gibt ja auch gerade so einige, auf die er zutrifft.
Trump, Boris Johnson, Farage, diese ganzen von sich eingenommenen, aber stets unzufriedenen, emotional verwundeten, unfähigen Figuren, die niemals für irgendetwas Verantwortung tragen dürften. Aber es immer wollen.

Weil unsere Zeit solche Menschen hervorbringt, haben wir uns in London von einem einst recht diversen Parlament zum jetzigen Zustand zurückentwickelt. Sie haben ziemlich ähnliche, gebrochene Persönlichkeiten. Für Boris Johnson und David Cameron ergibt es Sinn, dass sie einen privaten Kampf darum austragen, wer der Top Dog ist. Dieser Kampf hat dazu geführt, dass ein ganzes Land von dem vorteilhaftesten Handelsabkommen getrennt wird, das es sich wünschen kann. Warum gehen die nicht einfach auf einen Parkplatz und schlagen sich? Wir würden alle zusehen und klatschen!

Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Großbritannien von Leuten geführt wird, die in Oxford oder Cambridge waren, aber über keinerlei wirkliche Fähigkeiten verfügen.

Sie haben gelernt zu bluffen. Die Schulen und Oxford trainieren sie darauf. Viele haben den Studiengang "Politics Philosophy and Economics", PPE studiert, unter einem bestimmten Tutor sogar.

Welcher Tutor?

Ich hab den Namen vergessen! Aber er ist ein ganz besonderer Soziopath. Schauen Sie, man kann nicht die komplette Philosophie im Drittel eines Studiums abfertigen. Und Politik - es geht einem in jedem Fall besser, wenn man nicht Politik studiert. Und Ökonomie ist nur Wunschdenken und schlechte Mathematik. Aber keine dieser Disziplinen sollte nur ein Drittel einer Ausbildung einnehmen. Es sollten drei Abschlüsse sein. Uns haben sie in der Schule gesagt, geh nach Oxford, studier PPE, und die Welt steht dir offen. Aber PPE gibt dir nur ein Drittel Bildung in drei sehr wichtigen Feldern, so dass du die anderen zwei Drittel vortäuschen kannst. Oxford ist eine Lügnerfabrik.

Was haben Sie studiert?

"Theatre studies" und "drama". Man hat uns geraten, das nicht zu tun, weil es bedeutet, dass dein ganzes Leben ein Misserfolg ist und du auf der Straße betteln wirst. Und ich sagte: Das will ich.

Haben Sie es bereut?

Nein. Ich hatte ein Bewerbungsgespräch in Oxford, und es war schlicht bizarr. Wie ein Charlie-Chaplin-Film. Ein Tutor stand am Kamin. Ich musste mich hinsetzen. Ein anderer Typ stand irgendwo weit weg. Einer hinter mir. Du wirst also umzingelt und verhört, von Menschen, die glauben, so dominant sein zu müssen - gegenüber jemandem, der sowieso keinerlei Status hat. Und ich dachte mir, im Ernst? Wenn euer Unterricht so läuft, dann ist er Bullshit. Das ist kein Unterricht, das ist Mobbing. Natürlich geht es darum, ob man aufbegehrt, sich dem Mobbing widersetzt. Und ich dachte: Diese Fähigkeit will ich nicht wirklich lernen.

Kommen die schlechten Haarschnitte besagter Politiker auch daher?

Die haben keine Vorstellung davon, wie sie aussehen. Johnson zieht sich entsetzlich schlecht an. Leute, die mit ihm im Fernsehen waren, sagen, dass er normalerweise gekämmte Haare hat, aber bevor er auf Sendung geht, zerwuschelt er sie.

Wirklich?

Ja. Es ist eine Pose, um jungenhaft und verwegen auszusehen. Trump hat ja eigentlich kein Haar. Er hat so eine Art Eistüte auf dem Kopf. (Sie deutet es an ihrem eigenen Kopf an.) Ein bizarres Etwas. Sie sind alle wie sehr reiche Kinder, die trotzdem in der Schule keinen Spaß hatten, weil sie aussehen, als hätte man ihnen mit einer Schaufel ins Gesicht geschlagen.

Oha!

Ihre Zähne sind merkwürdig und ihre Gesichter sind merkwürdig und sie haben Jahrzehnte damit verbracht, alle zu hassen. Darum sind auch ihre Gesichtsausdrücke sehr merkwürdig. Und dann fragen sie sich, warum sie niemand mag. Dieser UKIP-Abgeordnete, der von den Konservativen weggerannt ist, der hat die Zähne von jemand anderem im Mund. (Sie schiebt den Unterkiefer vor.) So sieht der aus. Und wir dachten uns: War doch klar, dass du zu UKIP gehst. Da wirken alle wie arische Supermänner, die aussehen, als wären sie sehr schnell im Dunkeln hergestellt worden. Von Leuten, die das noch nie vorher gemacht haben. Steve Bannon! Er sieht aus wie ein Überbleibsel von Goebbels, ein riesiger Hodensack mit Augen. Ich meine, worum geht es hier nochmal? Um die Vorherrschaft der weißen Rasse? Echt? Der ist nicht einmal weiß, er ist irgendwie ... lila. Mit Klecksen. Ich, wenn ich mal als weiße Person sprechen darf, finde nicht, dass er qualifiziert ist.

Das ist (???) sehr lustig.

Aber wir sollten sie natürlich ernst nehmen. Denn sie haben ein großes Defizit - sie sind innerlich leer. Darum müssen sie dafür sorgen, dass es anderen Menschen noch schlechter geht als ihnen.

Außerdem saufen sie alle.

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